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Minigolf auf der Modellbahn

Minigolf in TT

Während größere Baustellen oft Monate immer wiederkehrender Beschäftigung erfordern bis ein zeigenswertes Resultat entsteht, sorgen kleine Ecken zwischendurch mit wenig Aufand für Erfolgserlebnisse. Manchmal mit Details, die es in keiner Baugröße ‘aus der Schachtel’ gibt.

Direkt vor der Hintergrundkulisse wartete ein längst fertiger Gasthof mit Biergarten noch auf eine Attraktion. Dreißig Zentimeter lang und zehn Zentimeter schmal war der Streifen Land, der zur Verfügung stand: gut vierhundert Quadratmeter Vorbild. Ein Kinderspielplatz mit Klettergerüst ? Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Doch ein Ausflug mit den Kindern und einige lustige Stunden, brachten eine andere Idee: Minigolf! Und ein Blick in die Bastelschublade zeigte: Alles dafür Nötige ist schon im Haus.

Auch hier: Vorbildrecherche

Auch der künftige Besitzer einer echten Minigolfanlage wird sich zuerst informieren, wie gross; solche Bahnen sind und welche Arten von Hindernissen es gibt. Da hilft ein Gang zum nächsten Minigolfplatz, doch auch ‘Googeln’ im Internet kann schlauer machen. Denn siehe da: Es gibt unterschiedliche Normen, die Minigolf, Miniaturgolf, Sterngolf oder auch Cobigolf heißen. Das echte Minigolf hat 18 genormten Hindernisse und 12 Meter lange Betonbahnen von 1.25 Metern Breite und einem Zielkreis von 2 Meter Durchmesser. Die (häufiger anzutreffenden) Bahnen des Miniaturgolf haben teilweise andere Hindernisse sind nur 6,25 Meter lang, 90 Zentimeter schmal, haben einen Zielkreis von 1,4 Meter und bestehen aus Eternit. Sterngolf spielt man auf 8 Meter langen Bahnen, Cobigolf erinnert von der Form der Hindernisse teilweise an Cricket

Einzelne Bahnen

Doch egal welche Form und Größe man wählt: der wichtigste Bestandteil der späteren Bahnen ist schlicht graue Kartonpappe, zugeschnitten mit einer Schere. Etwas schwieriger scheint zunächst die Umrandung der Bahnen aus Blech, die ‘Bande’. Doch der besagte Blick in die Bastelkiste brachte Kunststoffprofile von Evergreen zum Vorschein, die auch bei der sonstigen Geländegestaltung eine Rolle spielen und im gut sortierten Modellfachhandel als Meterware zu haben sind

Wege im Rohbau

Aus Pappe werden Bahnen

Bei der einfachen Winkelform kann man einen Schenkel des Winkels mit Sekundenkleber unter die Pappe kleben - und schon steht die Bande. Nur an den engen Kurven des Zielkreises muß man die untere Kante teilweise entfernen um das Kunststoffprofil entsprechend biegen zu können. Was kompliziert klingt, erweist sich bei genauem Blick auf die Stirnseiten der Bahnen als simple Bastelei von wenigen Minuten Dauer. Auf echten Minigolfbahnen ist die Bande oft farbig lackiert. Das sollte natürlich vor dem Verkleben erfolgen, sonst bekleckert man noch die Bahn. Aus Gründen des persönlichen Geschmackes blieb die Bande in diesem Fall aber schlicht weiß. Zu guter Letzt sollte man im Zielkreis mit millimeterfeinem Bohrer noch die Mitte der Pappe treffen - und fertig ist Bahn. Schon das simple Abwinkeln des Zielkreises nach oben erzeugt eine zweite Variante. Aus bemaltem und gefaltetem Papier wurden die drei Kegel einer dritten Bahn. Der obligatorische Looping entstand ebenso wie das ‘Labyrint’ wieder aus Profilen von Evergreen.

Randsteine aus Meterware

Angeschafft wurden die als Bande verwendeten Winkelprofile eigentlich für die Gestaltung von Betonrandsteinen, die zwischen Beeten und Wegen oft als Begrenzung dienen: im Original 80 Zentimeter bis 1 Meter lang und fünf Zentimeter dünn. Wo später eine solche Betonkante die bepflanzten Beete von den Kieswegen trennt, wurden die weißen Profile auf die Sperrholzplatte geklebt. Alle 8 mm wurde anschließend mit scharfem Messer eine Schlitz hineingeschnitten -schließlich sollen es ja einzeln gesetzte Steine werden, zuletzt erhielt die ‘Kante’ eine Lackierung in mattem Grau.

Die übliche Leimerei

Die Holzflächen wurden mit brauner und grüner Plakafarbe vorgestrichen. dann mit Holzleim eingeschmiert Schließlich kam fein gesiebter Sand auf die Wege., Er wurde (wie immer) mit per Spülmittel entspanntem Wasser besprüht und schließlich vorsichtig mit entsprechendem Wasser-Leimgemisch restlos durchnässt. Da jeder Tropfen die Oberfläche des Sandes ‘kräuselt’ sollte man eher auf die Grünflächen träufeln. Das ‘entspannte’ Gemisch kriecht dann in die Wege hinein. Auf der grünen Seite der Kante kamen diverse Flockage-Materialen zum Einsatz - und die farbigen langflorigen Blumen-Matten von Heki. Was auf wildwachsenden Wiesen (breitgezogen und zerrupft) wilden Mohn oder sonstige Blümchen imitiert, kann in gerade Streifen geschnitten auch glaubwürdig die sorgfältig angelegten Blumenbeete eines Minigolfplatzes darstellen. Allerdings wuchern die Pflanzen am Ende teilweise doch über die mühsam gesetzten Kantsteine, so ist halt die Natur! Damit den Spielern die Sonne nicht zu sehr auf den Kopf scheint, wurden noch Laubbäume (von Woodland) und Büsche aus groben Flockage gesetzt, die als angenehmen Nebeneffekt den Blick auf die Hintergrundkulisse verdecken - nur die Spieler fehlten noch.

Arbeiter werden zu.... ...Minigolf-Spielern

Und wer spielt hier Minigolf?

Ja wer eigentlich? Vier willige Preiserlein wurden nach kurzer Suche gefunden. Nun schaut eine junge Frau auf einer Bank sitzend ihrem Freund gespannt zu. Dessen bei genauem Hinsehen merkwürdige Schlagtechnik könnte daran liegen, daß der jetzige Schläger eigentlich eine abgeschnittene Schaufel ist und der Mini-Spieler direkt von der Baustelle kommt. Etwas Farbe machte aus dem gelben Helm braunes Haar. Gleich auf der Nebenbahn spielen zwei Kollegen von ihm, der Vorarbeiter hat statt den Bauplänen nun einen Punkteblock in der Hand. Gummistiefel wurden übermalt, ein Blaumann zu ‘Hemd und Hose’ umdekoriert. Der Wirt würde sich wohl freuen, wenn noch etwas mehr Publikum käme und sich auch die Stühle und Bänke seiner Gartenwirtschaft füllen. Hier kann man übrigens sehen, welch feine Details im Maßstab 1:120 möglich sind, wenn statt Pappe und Bastelresten feine Zubehörteile zum Einsatz kommen: Hier setzen die filigranen Gartenmöbel von Ttrains&more (www.tt-more.de) sehenswerte Akzente. Dagegen wirken die aus dem N-Regal entnommenen Parklaternen selbst in unserer größeren Spur schon fast wieder klobig.

Und am Ende ein Bierchen

Text, Fotos (8) und Anlagenbau Michael Houben, erchienen im TT Kurier 2004

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