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Brücke über die Igger

Mauern und mehr

Über Landschaftsbau in TT lässt sich kaum sinnvolles schreiben. Er funktioniert wie in jeder anderen Spurweite auch. Und während das Angebot an ‘Drumherum’ langsam wächst, kann man sich oft auch bei anderen Baugrößen bedienen

Mauern aus Plastik sehen nach Bemalung nicht mehr so nach Plastik aus. Insbesondere Auhagen bietet schöne Kunststoffplatten für Stütz-bauten in TT. Auch ein Blick in das N-Regal kann helfen. Oft sind die ‘Steine’ für den angeblichen Maßstab zu gross; und passen zu TT sehr gut. Ausschnitt der Gußform, etwa Originalgröße Aber wer schon mal den optischen Reiz aus Gips gegossener Mauern gesehen hat, wird traurig das entspre-chende Angebot an Gußformen betrachten, daß Spörle für HO seit Jahren herstellt. (Im Vertrieb z.B. bei Conrad) Doch diese Mauerplatten für HO sind tatsächlich feiner, als manches TT-Mauerwerk. Eine solche Latexform kostet rund 12 Euro, ist etwa Postkartengross; - und gerade die Natursteinmauer bietet wegen Ihrer unregelmäßigen Steine eine besondere Möglichkeit zur Anpassung an TT. Man sucht sich nach dem Guß pro Platte die etwa 20 größten Steine aus und macht daraus durch einritzen einer Fuge jeweils zwei oder gar drei kleinere. Das geht schneller als es sich anhört..... und wirkt dann wirklich passend. Doch halt, erst einmal muß man die Mauerplatte gießen und trocknen lassen

Mauier-Form aus Latex

Eine kleine Panscherei

Das Material ist ein für Modellbahner fast unentbehrlicher Pfennigsartikel: Modellgips, nicht zu verwechseln mit Spachtelmassen a’la Moltofil. Vor dem Gießen sollte die Silikonform mit spülmittelhaltigem Wasser benetzt und wieder ausgeklopft werden. Der Gips sollte die Konsistenz von nicht steif gewordener Schlagsahne haben, lieber zu flüssig sein als zu fest. Die Gußform sollte am besten auf einer beweglichen Unterlage liegen (Zeitungspapier) und unmittelbar nach dem Einfüllen des Gipses kräftig gerüttelt werden. Dadurch werden eventuelle Luftbläschen nach oben ausgetrieben, die sonst die späteren Steine verunstalten könnten. Ein eventueller Gips-Überschuss sollte mit einem geraden Lineal abgestreift werden. Dadurch hat man am Ende eine ebene Auflagefläche.. Nach gut einer Stunde kann man die etwa fünf Millimeter dicke Gipsplattte aus der Form nehmen, nach ein- bis zwei Tagen ist sie wirklich trocken und lässt sich vorsichtig mit der Laubsäge bearbeiten oder auch (nach anritzen) brechen.

Totale von Brücke und See

‘Kurven’ gießen

Doch solch eine Mauer ist vollkommen gerade und alles andere als elastisch. Echte Stützmauern werden aber oft geschwungen in die Land-schaft gesetzt. Dabei hilft ein einfa-cher Trick: Zunächst baut man die Mauer in der Landschaft aus einfacher Pappe, Dann gießt man eine Gips-Platte. Wenn die Luftbläßchen ausgeklopft und der Uuml;berschuss von der Form gestreift ist, wartet man ein oder zwei Minuten, bis der Gips gerade beginnt ‘anzuziehen’. Dann wird ein auf Größe der Gußform geschnittenes Papier auf die Gipsoberfläche gelegt und leicht angedrückt. Anschließend nimmt man die ganze Form, und legt sie (mit der Papierseite) auf die vorbereitete Wand. Solange man vorsichtig vorgeht, bleibt der schon etwas zähere Gips durch das Papier in der Form. Damit man sie nicht eine Stunde lang an Ort und Stelle halten muß, sollten einige gross;e, schwere Teile bereitliegen, mit denen man die noch etwas labberige künftige Mauer an ihrem Platz fixiert.Wenn sehr niedrige Mauern im Bogen laufen sollen, kann ein entsprechend auf der Anlage vorgeformter Papp-Unterbau die gross;e Latexform nicht stützen.... dann lohnt es sich, außer-halb der Anlage einen Pappunterbau in passendem Radius zu improvisie-ren. Nach gut einer Stunde steht dann das vorsichtig aus der Form geschälte Stück an Ort und Stelle, mit einem Stift wird der ‘Anschluß’ zur Nach-barplatte markiert. Wenn man dann die nächste Platte zum Aushärten an ihren Platz stellt, muß einkalkuliert werden, daß die Gußform selbst einen rund 5mm breiten Rand hat. Eine gebogene Gipsplatte lässt sich allerdings kaum noch sauber ‘ritzen undbrechen’. Wer nach dem endgültigen Aushärten die ‘Höhe’ der Mauer stutzen will, oder gar Stufen hineinsä-gen möchte, kann das aber mit einer Laubsäge tun. Gips ist überraschend stabil und bricht nur bei ‘zu viel’ Druck.

Die selbe Stelle von oben

Spalte schließen

Wenn die fertigen Platten nebeneinan-der stehen, bleibt zwischen Ihnen meist doch ein erschreckender Schlitz. Doch halb so wild: einfach etwas steiferen Gips anrühren und mit einem feinen Spachtel den Schlitz schließen. Nach dem Aushärten, nimmt man noch einmal die bereits erwähnte Nadel, kratzt zunächst die ver-schmierten umliegenden Mauerberei-che wieder frei und anschließend Fugen in die glatte Gipsoberfläche des früheren Schlitzes. Die unregelmäßige Oberfläche der Steine kann man nachbilden, indem man mit einer feinen Klinge an den Oberflächen schabt. Das wird zwar nicht so schön, wie die Steine und Fugen der Form - aber nach der Bemalung fällt es kaum noch auf. Im schlimmsten Fall müssen dort Grünpflanzen wuchern. Das ergibt dann auch gleich Übung für eventuell sichtbare Rückseiten der Mauer. Dort ist natürlich keine ‘Gravur’, so daß eventuell sichtbare Rückseiten ebenfalls ‘geritzt’ wurden. Auch dabei wurden weniger gelungene Bereiche mit Unkraut abgedeckt

Langwierigste Arbeit: Decksteine

Neben der eigentlichen Mauer enthält die Spörle-Form noch einen schmalen Streifen: die ‘Decksteine’ für den oberen Abschluß der Mauer. Man erhält bei jedem Guss automatisch genug davon. Nur wenn man Kurven formt, würden sie krumm, die dafür nötigen Decksteine muß man in einem separaten Arbeitsgang gießen. Aus der Form kommen zwei Streifen mit 5 und 4 aneinander hängenden Steinen. Doch die sind viel zu dick. Die Unterseite sollte erst einmal geduldig über ein Schmirgelpapier gerieben werden bis eine Rest-Dicke von 2-3 mm erreicht ist. Dabei werden die Streifen höchstwahrscheinlich in einzelne Steine zerbrechen. Zum Glück bricht fast immer die Fuge zwischen den Steinen, die dadurch nutzbar bleiben. Insgesamt ist das der stupideste Teil der Arbeit. Doch schon das Aufkleben der Steinchen mit Sekundenkleber oder Holzleim macht wieder Spaß. Die Oberfläche sollte dabei sauber bleiben, da ‘verklebter’ Gips kaum noch Farbe aufnimmt

Niedrige Mauern am Restaurant

Und fertig wird’s

Die Farbe der Mauern hängt von der Region ab - und vom persönlichen Geschmack. Wichtig ist, daß man stark verdünnte, lasierende Farben in verschiedenen Schattierungen benutzt. Der Gips saugt sie auf, schnell wird er dunkler als man eigentlich wollte. Wenn er zu dunkel ist, muß man mit deckenden Farben wieder aufhellen, doch wirkt die Oberfläche dann nicht mehr wirklich echt ‘wie Stein’. Deshalb lieber die Farben ‘zu dünn’ anrühren und in mehreren Arbeits-gängen vorgehen. Fast von selbst werden die Fugen dunkler als die Flächen.... Man kann die Bemalung sehr gut an an zwei bis drei übriggebliebenen Bruchstücken üben.

Eine für Alles?

Wenn (fast) alle Stützmauer auf einer Anlage aus einer einzigen Form entstehen, ist das preiswert, klingt aber monoton. Doch beim echten Bahnbau wurde entlang einer Strecke auch meist ‘in einem Stil’ gebaut. In felsigem Gelände wurde oft der bei den Arbeiten anfallende Abraum als Bruchstein genutzt. Das wirkt dann auch auf der Anlage angenehm aus einem ‘Guss’.

Tunnelportal

Am Ende, das ‘Grünzeug

Die Tunnelröhre entstand ähnlich wie Kurven durch anschmiegen der frisch ausgegossenen Latexform an eine vorbereitete Pappröhre. Für die Portalsteine wurde dünn Gips aufgetragen und von Hand zu Steinen geschnitzt. ‘Hinter’ der Kamera’: die im TT-Kurier 6 und 7 gezeigte Bahnhofseinfahrt Connrath. Natürlich ist die Begrünung ein Thema für sich. Weil aber rund um die Mauern nun einmal Bäume, Sträucher und Gräser wachsen: ein paar Anmerkungen auch noch dazu. Material aller Baugrößen ist für TT verwendbar. ‘Flockage’, Turf, die meisten Bäume, oder langflorigen Wildgräser passen zu TT mindestens so gut wie zu H0 oder N. Dabei ist es egal, welches Material von welchem Hersteller man nutzt - solange die Farbtöne miteinander harmonieren. Manches Grün ist (mir) einfach ‘zu schreiend’ und normale ’kurze’ Streufasern oder gar Geländematten lassen sich realistisch wohl nur zur Nachbildung eines gepflegten Gartens oder Sportplatzes verwenden. Vor allem wird man in freier Natur selten eine Fläche von mehreren dutzend, hundert oder gar tausend Quadratmetern finden, die völlig einförmig von einer Pflanzensorte bewachsen ist. Viel realistischer sieht es aus, wenn sich zwischen ein dominierendes hohes Gras immer wieder andere Pflanzen mischen, kleine Büsche, Bodendecker, vielleicht auch rot blühender Mohn oder irgend ein anderes Kraut. Entsprechend sollte man verschiedene Materialien kleinräumig mischen, gleichzeitig aber dafür sorgen, daß - über die gesamte Anlage gesehen - der Eindruck möglichst ‘ähnlich’ ist. Der Untergrund wurde mit Plaka-Farbe grünbraun vorgestrichen, dann dick mit Holzleim beschmiert. Dort hinein wurde der Bewuchs gedrückt und per feiner Blumenspritze mit (Spülmittel-) entspanntem Wasser gut angefeuchtet. Dadurch zieht der Kleber an jeder Faser entlang. Am Ende wird die ganze Fläche mit stark wasserverdünntem Holzleim betropft. bis sie durchnässt ist. Der milchig weiße Farbton verschwindet beim Trocknen, am nächsten Tag, ist alles überraschend fest. ‘Glanzeffekte’ durch den Holzleim gab es nicht.. Wo doch noch Untergrund durchschim-mert oder der Eindruck nicht über-zeugt, kann der Vorgang beliebig oft wiederholt werden. .... .. und wenn alles fertig ist, sieht kein Mensch mehr einen Unterschied zwischen HO und TT. Schade eigentlich.

Text, Fotos (8) und Anlagenbau Michael Houben

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