(Es handelt sich um einen Filmtext, der geschrieben wurde um die Wirkung von Bildern optimal zu unterstützen. Ohne Bild liest sich manches etwas merkwürdig - aber ich kann leider nicht alle Texte noch einmal in angemessene Schriftform bringen.
Dschungel: Biosphären-Modelle Autor: Michael Houben Klimaforschung ist Computersache ! Die Atmosphäre unseres
blauen Planeten, wird in Millionen von Planquadrate zerlegt und berechnet! Die
Verdunstung von Wasser, das Verhalten von Eis, Luftdruck, ...alles Wissen
über Physik und Chemie des Wettergeschehens, weltweit zusammengetragen,
wird in mathematische Formeln gepackt. Und am Ende einer wochenlangen
Berechnung spuckt der Computer seine Prognose aus,Seltsam abstrakt, bestenfalls
in Form von Grafiken. Formeln für PflanzenNun muß man also auch Formeln für das Verhalten von
Pflanzen finden. Für sie ist Kohlendioxyd Nahrung ! Wieviel nehmen sie
auf? Wieviel Kohlenstoff wird so in den Pflanzen gespeichert ? Die Atmung der
Pflanzen, die Photosynthese, versteht man noch immer nicht bis ins letzte
Detail. Nach hundert Jahren der Forschung wissen Biologen aber doch einiges,
was als Formel in Klimamodelle einfließen kann. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wurde gegründet, um diese Wechselwirkung zwischen Pflanze, Mensch und Klima in Zukunft berechenbar zu machen.Professor Cramer muß dafür zunächst ein Modell schaffen, daß die Gegenwart realistisch beschreibt.Als Test dient der Vergleich mit Satellitenmessungen. Das Modell - rechts - ist etwas gröber, als das Satellitenbild.Im Ablauf der Farbwechsel, der Pflanzenaktivität, stimmen Satellit und Modellrechnung aber gut überein. Aber wie werden zum Beispiel Buchen in Deutschland wachsen, wenn mehr Kohlendioxyd in der Luft ist.Diese Frage beschäftigt Dr. Manfred Forstreuther an der technischen Universität Berlin. Weil Bäume langsam wachsen, dauern solche Versuche viele Jahre.Auch der technische Aufwand, der für solche Forschung getrieben werden muß, ist nicht nur groß, sondern auch teuer.Temperatur und Kohlendioxydgehalt müssen für jedes Gewächshaus genau geregelt werden. Im zweiten Herbst des Versuches ist eine bei normaler Luft gewachsene Buche deutlich kleiner, als die hintere, die mehr Kohlendioxyd und damit mehr Nahrung bekommen hat. Wachsen Bäume bei höheren Konzentrationen von Treibhausgasen schneller? nehmen sie damit auch mehr Kohlenstoff aus der Luft auf und bremsen so den Anstieg dieser Gase ? Bis solche Fragen endgültig beantwortet werden können wird noch einige Zeit vergehen. Praktische VersucheAn der Duke Universität, in North Carolina, arbeitet
Professor Reynolds in einem ganzen Labyrinth von Klimakammern und
Gewächshäusern.Er ist eigentlich Theoretiker.Er entwirft Modelle, die
das Verhalten von Ökosystemen berechnen sollen.Doch für ihn ist es
wichtig, seine Modelle im Experiment überprüfen zu können.Jede
Luftzusammensetzung, jedes Klimakann hier simuliert werden. Und dieser Aufwand
ist nötig: Für ein besonders großes Experiment liefert dieser
Truck Kohlendioxyd.Täglich 40 Tonnen,mitten in den Forst der Duke
Univerität. Das Treibhausgas wird über kilometerlange Leitungen
verteilt... und computergesteuert - vom Boden bis zu den Baumwipfeln -
gleichmäßig in die Luft geblasen. Der Betrieb dieses Experimentes
kostet rund eine Million Mark pro Jahr. Die im Wald verteilen Masten bilden 6
Ringe. Und in drei dieser kreisförmigen Versuchs-Flächen wird genau
die Luftzusammensetzung simuliert, die uns in 50 Jahren erwartet. Drei Ringe
erhalten - zum vergleich - normale Luft. Wird sich ein Unterschied zeigen ? O-Ton Prof Boyd Strain, Duke Univerity, North Carolina "Es gibt Produktivität und Produktion. Produktivität beschreibt einen Umsatz... Also das, was der Wald durch Photosyntese an Kohlenstoff aufnimmt. Gegenüber dem, was durch Verrottung wieder an die Luft abgegeben wird. Ungeklärt bleibt, ob die Verrottung schneller abläuft, wenn es wärmer wird. Der Kreislauf wäre schneller, aber es gäbe nicht mehr Pfanzenmaterial. Keine Bremse in SichtWie der Wald auf eine Erwärmung reagiert, wird dieses
Experiment nicht klären: Einen ganzen Wald zu beheizen ist schlicht zu
teuer. Doch schon allein die Begasung mit Kohlendioxyd zeigte
überraschende Wirkung. Im ersten Jahr führte die zusätzliche
Nahrung zu mehr Wachstum.Doch schon im zweiten Jahr blieb das erwartete
Mehrwachstum aus. Wahrscheinliche Ursache:Für mehr Wachstum bräuchten
Bäume auch mehr Nährstoffe aus dem Boden...und die sind vom Klima
unabhängig. War also wahrscheinlich doch nichts mit der 'Bremse' Treibhausgas aus der ErdeO-Ton Dr. Manfred Forstreuther TU Berlin "Verrottung läuft um so besser, je wärmes es wird. Und immer wenn Laub oder sonstige Biomasse verrotet entsteht Kohlendioxyd. Auch heute schon steigen immer wieder mal kubikmetergroße Gasblasen aus dem Boden - normalerweise unsichtbar. Bei einer Erwärmung der Erde und damit auch der Böden, könnte also mehr Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen, den Effekt noch verstärken. Wenn im neuen Klima mehr Wachstum stattfindet wird der bremsende Effekt aber wahrscheinlich durch verstärkte Verrottung wieder ausgeglichen. Die Computer müssen immer größere Datenberge bewältigen. Aus Klimamodellen werden Modelle der gesamten Biosphäre. Während deutlich wird, wie auch das Pflanzenwachstum das Klima beeinflusst..zeigt sich das nächste Problem: Einige Pflanzen und Ökosysteme werden die schnelle Temperaturerhöhung kaum überstehen. Das Resultat zeigt ein Durchlauf des amerikanischen Genesis-Modells bis zum Jahr 2300. In der Videosimulation verschwindet der grüne Wald nicht, weil er von Menschen abgebrannt wird, sondern weil er sich an vielen Orten dem neuen Klima nicht anpassen kann. Eine ähnliche Prognose ergibt sich für Asien. Obwohl an einigen Stellen - hellgrün dargestellt - neue Wälder wachsen, überwiegen die roten Flächen: gestorbener Wald !Insgesamt verliert die Erde in diesem Modell einen großen Teil ihrer Wälder, ihres Kohlendioxyd-Speichers O Ton Prof. Stanley Thomson NCAR, Boulder, Colorado Als extremes Beispiel: nehmen sie einen Berg, einen einsamen Vulkan, bewaldet, drumherum liegen Felder. Durch Erwärmung wird der Wald nach oben gedrückt, weil das kühle Klima, das er braucht weiter oben herrscht. IIrgendwann ist der Gipfel erreicht.. Für den Wald wäre kein Platz übrig Wälder können nicht wandernWenn Wälder und Pflanzen einem neuen Klima nicht
angepaßt sind und sterben, könnten unter Umständen andere
Pflanzen, nachrücken, die das neue Klima besser vertragen. Es fragt sich
nur, wer schneller ist: nachrückende Pflanzen, oder die Erosion? Denn Wind
und Regen können fruchtbare Erde in wenigen Jahrzehnten abtragen. Egal ob Photosynthese oder Verrottung im Boden, Egal ob
Boden-Erosion oder Verdunstung von Wasser, jedes Detail der weltweiten
Ökosysteme müßte bekannt sein, und in Formeln gepackt. Noch
bestehen die Modelle nicht nur aus Daten und Wissen sondern auch aus
Schätzung und Vermutung. Viele Abläufe der Natur können die
Computer heute schon berechnen.Aber ist das Ziel einer ökologischen
Weltformel nicht doch eine Nummer zu groß ? 0-Ton David S. Schimel, NCAR,
Boulder Colorado. "Die starke internationale Zusammenarbeit - das weltweite
Biosphärenprogramm - das hat die Entwicklung der Modelle viel schneller
vorangebracht, als wir vor fünf Jahren vermutet hätten und in noch
fünf Jahren sind die Modelle wohl zuverlässig. Aber man kann nie
wissen... |