Mini-BHKW`s

Beitrag aus der Sendung Dschungel des WDR vom 25. 11. 1977

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Der neue Star der Energiewirtschaft ist kaum größer als eine Waschmaschine.

Und so sehen die Dinosaurier aus: Groß und verschwenderisch! Zwei Drittel der Kohle-Energie entweichen als Dampfwolke aus den Kühltürmen. Zwei Drittel der Kohle werden umsonst verheizt! Als Abwärme verschwendet! Bisherige Lösung: Die Abwärme kann über Rohre verteilt und als „Fernwärme" zum Heizen genutzt werden. Keine Energie geht mehr verloren, die gleiche Menge Kohle bringt doppelt soviel Nutzen.Doch weil Rohre teuer sind, lohnt sich das nur, wenn die Wärme nicht zu weit transportiert werden muß. Deshalb: Ran an den Verbraucher!

Beim Blockheizkraftwerk erzeugt ein Dieselaggregat den Strom direkt dort, wo die Wärme gebraucht wird. Doppelter Nutzen auch hier, und das heißt nur halb soviel Kohlendioxyd wie im normalen Kraftwerk.Doch damit der Aufwand lohnt, müssen große Wärmeverbraucher angeschlossen sein. Viel zu wenige klimafreundliche Blockheizkraftwerke wurden deshalb bisher installiert.

Dieser Motor löst all diese Probleme! Hundert Millionen Mark hat seine Entwicklung gekostet. Er läuft mit Öl oder Gas und ist extrem robust gebaut, ausgelegt auf eine Haltbarkeit von 80.000 Stunden: Im Auto wären das 4 Millionen Kilometer.Der Motor ist das Herz für ein vollkommen neues Produkt: das Sachs Mini-Heizkraftwerk! Es kostet 10.000 DM mehr als ein normaler Heizungskessel und paßt in - fast - jeden Heizungskeller.
Öffentliche Gebäude, Gewerbebetriebe, in vielen tausend Häusern kann die neue klimaschonende Technik genutzt werden.
Dieser Autohändler ist nur ein Beispiel! Im Heizungskeller stehen zwei der kleinen Maschinen, liefern die nötige Wärme, und wann immer Wärme erzeugt wird, produzieren sie - fast nebenbei - auch den Strom für Werkzeuge, Licht und die Hebebühnen. Weil der Brennstoff, in diesem Fall Gas, optimal genutzt wird, senken Mini-Heizkraftwerke den Kohlendioxidausstoß des Betriebes um mindestens ein Drittel. Und das Allerbeste: Weil der Autohändler den selbstproduzierten Strom nicht mehr kaufen muß, sinkt seine Stromrechnung um genau zwei Mark in jeder Stunde, in der die Mini-Heizkraftwerke laufen. Nach spätestens drei Jahren liefern sie Gewinn!


Auch in größeren Wohnhäusern macht diese umweltschonende Technik Sinn. Jeder, der mehr als 3000 Stunden pro Jahr an Wärme benötigt, kann seinen Heizungskeller zum Kraftwerk machen. Doch egal, wieviel man kocht und bügelt, den größten Teil des Stromes aus dem Keller kann ein Privathaushalt nicht selbst verbrauchen. Der Strom muß verkauft werden. Für den Strom aus dem Keller gibt es allerdings nur einen einzigen Käufer: das örtliche Stromversorgungsunternehmen.
Strom aus der Steckdose kostet den Kunden pro Kilowattstunde normalerweise 25 Pfennig. Das Mini-Heizkraftwerk kann schon für 15 Pfennig Strom rentabel produzieren! Die tolle Kiste liefert den Strom also 10 Pfennig billiger als die Stromversorgungsunternehmen. Da wäre es doch gelacht, wenn man mit denen nicht ins Geschäft kommen könnte. Bei einem Strompreis von 10 Pfennig unter Marktwert machen schließlich beide ihren Schnitt, sollte man meinen!
Wir machen die Probe aufs Exempel und fragen die Kölner GEW. Geboten wird allerdings eine komplizierte Mischung aus Tag-, Nacht-, Sommer- und Wintertarif: Im Schnitt gerade mal zehn Pfennig!
Nur zehn Pfennig? Warum so wenig?

O-Ton:Dr. Peter Kreuzberg (GEW):
Text:„Das Blockheizkraftwerk, das nicht im Inselbetrieb betrieben wird, spart Erzeugungskosten Text:ein, die Kosten, die in der Stromerzeugung in herkömmlichen Kraftwerken entstehen. Es spart Text:nicht ein die mitunter erheblichen Kosten im Netzbereich, insbesondere im sogenannten Text:Niederspannungsbereich, der für die Versorgung von Tarifkunden typisch ist. Hier haben wir Text:es vergleichsweise mit kapitalintensiven Kabelnetzen zu tun, die in der Regel unterirdisch Text:verlegt sind und sehr teuer sind. Würden wir Ihnen eine höhere Vergütung über die 10 Text:Pfennig hinaus in Rechnung stellen, würden wir Sie de facto subventionieren, und das halten Text:wir für kontraproduktiv."

O-Ton:(Interviewer):
Text:Also gut, für den Strom, den ich kaufe, bin ich ja bereit, auch die ganzen Netze, alles zu Text:zahlen. Für den Strom, den ich selber einspeise, der hundert Meter weiter von Ihnen wieder Text:verkauft wird, sehe ich ja auch noch ein, daß ich die Erdkabel bezahle. Aber ich kann mir Text:nicht vorstellen, daß die Erdkabel 15 Pfennig Preisunterschied ausmachen.

Über solche Details der Preisgestaltung gibt es allerdings keine Auskunft. Und andere Stromkonzerne zahlen sogar noch weniger: RWE bietet pro Kilowattstunde 9,3, VEW sogar nur 8,7 Pfennig. Diese Preise sind unfair! Denn der über Hochspannungsleitungen gelieferte Strom muß genauso zum Endkunden, wie der Strom aus dem Keller. Und während der mit 10 Pfennig abgespeist wird, verlangen die Konzerne selbst im sogenannten „Citygate-Tarif" 14 bis 15 Pfennig!
Doch die großen Stromkonzerne versuchen die Mini-Heizkraftwerke nicht nur über den Preis zu verhindern, sie bezweifeln auch noch deren Umweltnutzen.

O-Ton:Dr. Peter Kreuzberg (GEW):
Text:„Sie haben natürlich in diesem Fall - in aller Regel zumindest, wenn die Anlage sinnvoll Text:betrieben und ausgelegt wird - einen gewissen Primärenergieeinsparvorteil. Der verliert Text:aber das Gewicht, das er hätte, wenn man ihn gegen alte Braunkohlekraftwerke rechnen würde, Text:und das wäre ein unfairer Vergleich. Das wäre der Vergleich einer neuen Technologie gegen Text:eine Technologie, die in 5-10 Jahren ohnehin einer Reinvestition zugeführt würde."

Auf Deutsch: Die alten Kohlekraftwerke werde es in zehn Jahren sowieso nicht mehr geben, der Strom aus den neuen Großkraftwerken sei dann mindestens genauso umweltfreundlich wie der aus dem Heizungskeller.
Das aber ist schlichtweg falsch. Selbst allermodernste Großkraftwerke produzieren mehr Kohlendioxid als die Mini-Heizkraftwerke. Und egal, wie wenig die Stromkonzerne für den Strom aus dem Keller bezahlen: Irgendwann, nach spätestens 15 Jahren, rechnet sich die Kiste doch!