Der
neue Star der Energiewirtschaft ist kaum größer als
eine Waschmaschine. Und so sehen die
Dinosaurier aus: Groß und verschwenderisch! Zwei Drittel
der Kohle-Energie entweichen als Dampfwolke aus den
Kühltürmen. Zwei Drittel der Kohle werden umsonst
verheizt! Als Abwärme verschwendet! Bisherige Lösung:
Die Abwärme kann über Rohre verteilt und als Fernwärme"
zum Heizen genutzt werden. Keine Energie geht mehr
verloren, die gleiche Menge Kohle bringt doppelt soviel
Nutzen.Doch weil Rohre teuer sind, lohnt sich das nur,
wenn die Wärme nicht zu weit transportiert werden muß.
Deshalb: Ran an den Verbraucher!
Beim
Blockheizkraftwerk erzeugt ein Dieselaggregat den Strom
direkt dort, wo die Wärme gebraucht wird. Doppelter
Nutzen auch hier, und das heißt nur halb soviel
Kohlendioxyd wie im normalen Kraftwerk.Doch damit der
Aufwand lohnt, müssen große Wärmeverbraucher
angeschlossen sein. Viel zu wenige klimafreundliche
Blockheizkraftwerke wurden deshalb bisher installiert.
Dieser
Motor löst all diese Probleme! Hundert Millionen Mark
hat seine Entwicklung gekostet. Er läuft mit Öl oder
Gas und ist extrem robust gebaut, ausgelegt auf eine
Haltbarkeit von 80.000 Stunden: Im Auto wären das 4
Millionen Kilometer.Der Motor ist das Herz für ein
vollkommen neues Produkt: das Sachs Mini-Heizkraftwerk!
Es kostet 10.000 DM mehr als ein normaler Heizungskessel
und paßt in - fast - jeden Heizungskeller.
Öffentliche Gebäude, Gewerbebetriebe, in vielen tausend
Häusern kann die neue klimaschonende Technik genutzt
werden.
Dieser Autohändler ist nur ein Beispiel! Im
Heizungskeller stehen zwei der kleinen Maschinen, liefern
die nötige Wärme, und wann immer Wärme erzeugt wird,
produzieren sie - fast nebenbei - auch den Strom für
Werkzeuge, Licht und die Hebebühnen. Weil der
Brennstoff, in diesem Fall Gas, optimal genutzt wird,
senken Mini-Heizkraftwerke den Kohlendioxidausstoß des
Betriebes um mindestens ein Drittel. Und das Allerbeste:
Weil der Autohändler den selbstproduzierten Strom nicht
mehr kaufen muß, sinkt seine Stromrechnung um genau zwei
Mark in jeder Stunde, in der die Mini-Heizkraftwerke
laufen. Nach spätestens drei Jahren liefern sie Gewinn!
Auch in größeren Wohnhäusern macht diese
umweltschonende Technik Sinn. Jeder, der mehr als 3000
Stunden pro Jahr an Wärme benötigt, kann seinen
Heizungskeller zum Kraftwerk machen. Doch egal, wieviel
man kocht und bügelt, den größten Teil des Stromes aus
dem Keller kann ein Privathaushalt nicht selbst
verbrauchen. Der Strom muß verkauft werden. Für den
Strom aus dem Keller gibt es allerdings nur einen
einzigen Käufer: das örtliche
Stromversorgungsunternehmen.
Strom aus der Steckdose kostet den Kunden pro
Kilowattstunde normalerweise 25 Pfennig. Das
Mini-Heizkraftwerk kann schon für 15 Pfennig Strom
rentabel produzieren! Die tolle Kiste liefert den Strom
also 10 Pfennig billiger als die
Stromversorgungsunternehmen. Da wäre es doch gelacht,
wenn man mit denen nicht ins Geschäft kommen könnte.
Bei einem Strompreis von 10 Pfennig unter Marktwert
machen schließlich beide ihren Schnitt, sollte man
meinen!
Wir machen die Probe aufs Exempel und fragen die Kölner
GEW. Geboten wird allerdings eine komplizierte Mischung
aus Tag-, Nacht-, Sommer- und Wintertarif: Im Schnitt
gerade mal zehn Pfennig!
Nur zehn Pfennig? Warum so wenig?
O-Ton:Dr.
Peter Kreuzberg (GEW):
Text:Das Blockheizkraftwerk, das nicht im
Inselbetrieb betrieben wird, spart Erzeugungskosten
Text:ein, die Kosten, die in der Stromerzeugung in
herkömmlichen Kraftwerken entstehen. Es spart Text:nicht
ein die mitunter erheblichen Kosten im Netzbereich,
insbesondere im sogenannten Text:Niederspannungsbereich,
der für die Versorgung von Tarifkunden typisch ist. Hier
haben wir Text:es vergleichsweise mit kapitalintensiven
Kabelnetzen zu tun, die in der Regel unterirdisch
Text:verlegt sind und sehr teuer sind. Würden wir Ihnen
eine höhere Vergütung über die 10 Text:Pfennig hinaus
in Rechnung stellen, würden wir Sie de facto
subventionieren, und das halten Text:wir für
kontraproduktiv."
O-Ton:(Interviewer):
Text:Also gut, für den Strom, den ich kaufe, bin ich ja
bereit, auch die ganzen Netze, alles zu Text:zahlen. Für
den Strom, den ich selber einspeise, der hundert Meter
weiter von Ihnen wieder Text:verkauft wird, sehe ich ja
auch noch ein, daß ich die Erdkabel bezahle. Aber ich
kann mir Text:nicht vorstellen, daß die Erdkabel 15
Pfennig Preisunterschied ausmachen.
Über
solche Details der Preisgestaltung gibt es allerdings
keine Auskunft. Und andere Stromkonzerne zahlen sogar
noch weniger: RWE bietet pro Kilowattstunde 9,3, VEW
sogar nur 8,7 Pfennig. Diese Preise sind unfair! Denn der
über Hochspannungsleitungen gelieferte Strom muß
genauso zum Endkunden, wie der Strom aus dem Keller. Und
während der mit 10 Pfennig abgespeist wird, verlangen
die Konzerne selbst im sogenannten Citygate-Tarif"
14 bis 15 Pfennig!
Doch die großen Stromkonzerne versuchen die
Mini-Heizkraftwerke nicht nur über den Preis zu
verhindern, sie bezweifeln auch noch deren Umweltnutzen.
O-Ton:Dr.
Peter Kreuzberg (GEW):
Text:Sie haben natürlich in diesem Fall - in aller
Regel zumindest, wenn die Anlage sinnvoll Text:betrieben
und ausgelegt wird - einen gewissen
Primärenergieeinsparvorteil. Der verliert Text:aber das
Gewicht, das er hätte, wenn man ihn gegen alte
Braunkohlekraftwerke rechnen würde, Text:und das wäre
ein unfairer Vergleich. Das wäre der Vergleich einer
neuen Technologie gegen Text:eine Technologie, die in
5-10 Jahren ohnehin einer Reinvestition zugeführt
würde."
Auf
Deutsch: Die alten Kohlekraftwerke werde es in zehn
Jahren sowieso nicht mehr geben, der Strom aus den neuen
Großkraftwerken sei dann mindestens genauso
umweltfreundlich wie der aus dem Heizungskeller.
Das aber ist schlichtweg falsch. Selbst allermodernste
Großkraftwerke produzieren mehr Kohlendioxid als die
Mini-Heizkraftwerke. Und egal, wie wenig die
Stromkonzerne für den Strom aus dem Keller bezahlen:
Irgendwann, nach spätestens 15 Jahren, rechnet sich die
Kiste doch!
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